STORYTELLING

Die Massenmedien neigen dazu, Migration als rein demographisches Phänomen zu behandeln: Menschenfluten kommen ins Land, was oft als Bedrohung für das Wohlbefinden der Bevölkerung dargestellt wird. Diese Naturmetaphern („Ströme“, „Wellen“, „Fluten“, …) entziehen dieser Bewegung, die aus realen Frauen und Männern besteht, jeden menschlichen Aspekt und reduzieren sie auf einen „Naturvorgang, der automatisch von ‚objektiven‘ – wirtschaftlichen oder demographischen – Ursachen bestimmt ist“ (Mezzadra 2006, S. 18).

Storytelling ist vor allem eine wirkungsvolle Nahaufnahme der Menschen, die sich hinter diesen Zahlen verbergen. Keine ununterscheidbare, gefährliche Masse von Fremden, sondern Menschen mit einer Vielfalt von Einzelschicksalen, die eine lebensverändernde Reise hinter sich haben, angetrieben von menschlichen Beweggründen, die vor Krieg, Gewalt, kaum ertragbaren wirtschaftlichen Verhältnissen flüchteten oder eine bessere Zukunft für sich oder ihre Familien suchen, entschlossen, einen Lebenstraum zu verwirklichen. Den Neuankömmlingen ein Gesicht und eine Geschichte zu geben ist der erste entscheidende Schritt, Empathie in der aufnehmenden Gemeinschaft auszulösen.

Storytelling zum Thema Migration bedeutet auch, alternative Narrative oder Gegennarrative zu den dominanten Erzählungen zu entwickeln. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen diesen beiden möglichen Strategien zu verstehen, damit man jene wählen kann, die dem Ziel der Kampagne besser entspricht. Ein Gegennarrativ, so Federico Faloppa (2020, S. 199-201), hat in der Regel einen kurzfristigen Charakter und dient dazu, auf einen spezifischen Diskurs zu antworten, seine Ungereimtheiten ans Licht zu bringen und ihn zu delegitimieren. Dagegen beschränkt sich ein alternatives Narrativ nicht auf die bloße Dekonstruktion eines Diskurses, sondern entwickelt eine völlig neue Beschreibung der Welt, stellt alternative Schlüssel für die Interpretation eines Phänomens bereit, mit dem Ziel, langfristige Veränderungen herbeizuführen.

Einem schrittweisen Prozess folgen

Wenn Sie ein stimmiges und wirklich wirkungsvolles Narrativ entwickeln wollen, sollten Sie bei der Konzeption Ihrer Kampagne einem strukturierten, schrittweisen Prozess folgen.

Ein möglicher Prozess wird im Online-Handbuch Reframing Migration Narratives vorgeschlagen:

  • Schritt 1: Schwerpunkt und Einstieg festlegen (Erstellung einer Kampagnenstrategie);
  • Schritt 2: Die Elemente der Kampagne entwickeln (einschließlich Botschaften, Geschichten, visuelles Material usw.);
  • Schritt 3: Vorbereitung auf Reaktionen & Engagement (Testen der Kampagne und Vorbereitung des Teams);
  • Schritt 4. Durchführung der Kampagne;
  • Schritt 5. Evaluierung von Reichweite & Aufnahme

Gute Tipps für die Entwicklung von Narrativen und die Präsentation von Kampagnen bietet auch der Campaign Accelerator von MobLab.

Diese Checkliste ist ein praktisches Werkzeug für die erfolgreiche Durchführung einer Kampagne.

Achten Sie auf Ihre Sprache

Wenn Sie eine Geschichte erzählen, sollten Sie dabei unbedingt eine nicht-diskriminierende und inklusive Sprache verwenden (siehe auch MigrantInnen als ProtagonistInnen [link]) und klischeehafte, stigmatisierende oder spaltende Begriffe und Beschreibungen vermeiden.

Sie müssen dabei auf Voreingenommenheiten und Diskriminierung auf allen Ebenen achten und eine intersektionale Perspektive einnehmen, wie im Diversity Style Guide vorgeschlagen, einer umfassenden Zusammenstellung von Grundsätzen und Beispielen, die helfen, eine weniger voreingenommene Sprache zu verwenden.

Ebenso wichtig ist es, stets eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden; etwa sollten geschlechtsspezifische Substantive generell vermieden (etwa durch Binnen-I) und/oder geschlechtsneutrale Alternativen verwendet werden (z.B. Fachleute, Studierende, …), nach den Empfehlungen in mehreren Leitlinien wie etwa den UN Guidelines for gender-inclusive language.



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